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Fortbildungen / Forschung

Fachfortbildungen - Schulungen - Forschung

Alle Fachfortbildungen, Schulungen und Workshops beim ANUAS werden von fachlich ausgebildeten und kompetenten Kräften durchgeführt. Ebenso wird der Austausch mit betroffenen Angehörigen ermöglicht. Diese Betroffenen klären auf über ihre individuellen Bedürfnisse, Wünsche und Bedarfe.

Wenn Sie in den Verteiler für Fachfortbildungen beim ANUAS aufgenommen werden möchten, melden Sie sich bitte an, unter: wissenschaftlicher_beirat@anuas.de.

Gesprächs-Cafe über Videokonferenz

Die Termine bieten Möglichkeiten für:

  • Lesungen und anschließende Diskussionen
  • Filme sehen mit anschließenden Diskussionen
  • Vereine, Institutionen können sich und ihre Projekte vorstellen
  • Betroffene Angehörige können sich bundesweit austauschen
  • Schulungen, Fortbildungen für Gruppenleiter

Anmeldungen unter wissenschaftlicher_beirat@anuas.de, Betreff: Video-Gesprächs-Kreis

Forschung

Forschungsprojekt „Trauer, Trauma und Fragen der Gerechtigkeit in Deutschland“

Forschungsprojekt

„Trauer, Trauma und Fragen der Gerechtigkeit in Deutschland“

Dr. Judith Albrecht hat im wissenschaftlichen Arbeitskreis Medical Anthropology/Medizinethnologie der Freien Universität Berlin einen ersten Vortrag zu dem Forschungsprojekt „Trauer, Trauma und Fragen der Gerechtigkeit in Deutschland“ gehalten.

In dem Vortrag wurde das Forschungsprojekt, erste Erkenntnisse und weiterführende Fragen vorgestellt und diskutiert.

Das Projekt beschäftigt sich mit dem Nexus von Emotionen, Psychiatrie und Recht.

Wichtige Forschungsfragen hierbei sind:

  • Wie werden Angehörige von Opfern eines gewaltsamen Todes in Prozesse der Rechtsfindung und Rechtssprechung mit einbezogen?
  • Wie werden Sie von Polizei und Justiz behandelt?
  • Wie werden Angehörige von Psychologen und Psychiatern behandelt?
  • Ab wann wird Trauer in der deutschen Gesellschaft pathologisiert?
  • Inwieweit werden Erfahrungen und Emotionen von Angehörigen nach einem Mordfall staatlich kontrolliert (durch Polizei, Justiz, Behörden etc…)?
  • Welche unterschiedlichen Erwartungen und Vorstellungen von Gerechtigkeit werden hierbei verhandelt?

Ethnologische Forschungsarbeit

Die ethnologische Feldforschung, die in den nächsten zwei Jahren von Dr. Judith Albrecht in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband ANUAS e.V. durchgeführt wird, beschäftigt sich vornehmlich mit den Angehörigen von Mordopfern, die in der deutschen Gesellschaft nach wie vor nicht als Opfer, sondern von politischer, juristischer und bürokratischer Seite lediglich als Angehörige des Opfers gesehen und behandelt werden.

Dies hat schwerwiegende Folgen für das Weiterleben und die seelische und körperliche Gesundheit von Hinterbliebenen.

Speziell in langen Ermittlungsverfahren von Mordfällen und im behördlichen Umgang mit den Angehörigen wird oftmals nicht berücksichtigt, dass man hier mit traumatisierten Menschen umgehen muß.

Dieser Umgang erfordert ein spezielles Fachwissen und Empathie.

Jenen Familien und Angehörigen wird  in den Verfahren oftmals keine Kontrolle über ihr Leben zurückgegeben, sondern es wird im Gegenteil Kontrolle über sie und ihre Leben ausgeübt und somit eine oftmals kaum zu ertragende und retraumatisierende Realität erzeugt.

Bürokratische Prozeduren zwingen die Personen dazu, in der Situation zu funktionieren, eine nachhaltige Versorgung der seelischen und körperlichen Gesundheit wird jedoch nicht gewährleistet.

Daher brechen Menschen oftmals nach den ersten Monaten des schockartigen Funktionierens zusammen, werden krank und kehren nicht mehr an ihre Arbeitsplätze zurück.

Dies hat meist einen finanziellen Einbruch zur Folge und somit geht auch die materielle Sicherheit verloren.

Es wird deutlich, dass die Situation, in der  die  Angehörigen von einem Mordopfer  hineingeraten, sehr komplex ist. Es geht also nicht allein um Trauer und Trauma, sondern es geht um Fragen des Zugangs zu Recht, um Fragen von behördlichen und staatlichen Machtstrukturen, um Fragen der ökonomischen Sicherheit, denen nachgegangen werden soll.

Will man mit Menschen in Kontakt treten, die solche schmerzhaften und traumatischen Erfahrungen gemacht haben und sie ermutigen zu sprechen, ist es vor allem notwendig eine sichere Atmosphäre zu schaffen.

Ebenso ist es wichtig, dass die Gespräche und Interviews auf einem gegenseitigen Vertrauen basieren.

Es soll darum gehen auf die Personen mit ihrem ganz individuellen Schicksal einzugehen und diese Stimmen sichtbar zu machen.

Im Gegensatz zu quantitativen Forschungen schafft ethnologisches Arbeiten genau diese Voraussetzungen.

Ethnologisches Arbeiten basiert auf qualitativen Methoden. Das bedeutet, dass es keine standardisierten Fragebögen gibt.

Frau Dr. Albrecht wird Interviews und Gespräche  mit Familien und Angehörigen, ebenso wie mit Experten im Bereich, Recht, Medizin, Psychologie, Bürokratie, Politik führen.

Personen werden in der veröffentlichten Studie anonymisiert, wenn Sie das wünschen. Desweiteren wird sie, wenn Personen das erlauben, mit zu Behördenbesuchen, Anwaltsbesuchen oder Gerichtsverhandlungen mitgehen, also teilnehmend beobachten.

Das Anliegen dieser Forschungsstudie ist es, zu untersuchen und zu zeigen wie gesellschaftlich mit Gewalt/Mord  – Trauma und Trauer umgegangen wird.

Es ist mittlerweile bekannt, dass im Falle einer Traumatisierung  der persönliche und gesellschaftliche Kontext maßgeblich an der Verarbeitung und für eine Heilung des Traumas oder aber auch für eine Retraumatisierung verantwortlich sind.

Eine Traumatisierung betrifft somit immer auch die gesamte Gesellschaft, da sich ein traumatisierter Mensch im Bestreben der Stabilisierung in einer Beziehung zu seinem Umfeld befindet.

Die Forschungsarbeit will  diese Wechselbeziehung von Gewalt/Mord, Trauer und Trauma, Stabilisierung und Gesellschaft genauer untersuchen.

Weitere Informationen und Anmeldungen zur Studie bitte direkt an den Bundesverband ANUAS e. V. – Hilfsorganisation für Angehörige von Mord-, Tötungs-, Suizid-, Vermisstenfällen
E-Mail: info@anuas.de
Ansprechpartner: Marion Waade

Poster Opferschutz innerhalb und außerhalb des Strafrechts
ANUAS wirkt beratend in der Studie, um Opferrechte in Deutschland zu verbessern.

Dr. Dr. h.c. Michael Kilchling
Senior researcher
Max Planck Institute for the Study of Crime, Security and Law – Department of Public Law
| www.csl.mpg.de / E: m.kilchling@csl.mpg.de  | W: www.csl.mpg.de/en/people/michael-kilchling

3-teilige ANUAS Seminarreihe am 15.05.2023/16.05.2023, am 28.11.2023 und am 29.11.2023

3-teilige ANUAS Seminarreihe: 1. Tag am 15.05.2023/16.05.2023

Galerie und Bericht der Teilnehmer

Bericht der Teilnehmer aus Sachsen/Anhalt

Bericht zur 1. ANUAS- Schulung vom 14.05. bis 16. 05.2023

In der ersten Weiterbildung haben wir uns mit psychologischen Grundlagen beschäftigt.

Das Seminar wurde von einer Naturärztin und Traumatherapeutin durchgeführt. In verschiedenen Workshops wurde Einzeln und in Gruppen gearbeitet. Mit erhaltenen und selbsterstellten Materialen erlangten wir Grundlagenwissen über Traumata, deren Auswirkungen, die Gefahren für die Betroffenen und mögliche Strategien zur Bewältigung.

So lernten wir die unterschiedlichen Krisen wie: „Lebensveränderungskrisen (z.B. Verlust der Arbeit) - traumatische Krisen (z.B. körperlich-Operation, psychisch- Scheidung, latrogen -mangelnde Aufklärung bei Krebsverdacht) – Trauma (z.B. sexueller Missbrauch, gewaltsame Tötung eines Angehörigen)“ kennen.

Während die Lebensveränderungskrise nicht lebensbedrohlich ist, kann die traumatische Krise entweder normal oder lebensbedrohlich sein, wobei das Trauma lebensbedrohlich ist.
Jede Krise hat Auswirkungen auf unsere Gehirnareale: „Im präfrontalen Cortex (z.B. Urteilskraft, Emotionen, soziale Anpassung) - Hippocampus (z.B. ordnet Zeit und Raum    ein, kann nicht ins Langzeitgedächtnis abgespeichert werden) – Thalamus (Eingangstor zum Gehirn für Sinnesinformationen) und auf weitere Gehirnareale.

Weiterhin lernten wir die fünf Säulen der Identität kennen und mit welchen Ressourcen wir die psychische Stabilität wieder herstellen können.

Ein wichtiger Seminarteil waren die Übungen zur eigenen Psychohygiene. So haben wir unterschiedliche Atemübungen, eine Imaginationsreise und eine Energieübung gemacht.
Bei der Psychohygiene gibt es die drei Ebenen
- erste Ebene: die individuell persönliche Psychohygiene
- zweite Ebene: die professionelle Psychohygiene
- dritte Ebene: die sozial-politische Psychohygiene.
Es gibt verschiedene Methoden der Psychohygiene, z.B. Ressourcen stärken, positive Einstellungen finden, Achtsamkeit, Abgrenzungstechniken und Stärken fördern.

In der abschließenden Diskussionsrunde wurden Fallbeispiele und Problemfelder, welche Sorgen und Probleme gab es, besprochen.

Die gelernten Ansätze der Traumatherapeutin sind für unsere weitere Arbeit mit den Betroffenen unschätzbar wichtig.

3-teilige ANUAS Seminarreihe: 2. Tag am 28.11.2023

Galerie und Bericht der Teilnehmer

Bericht der Teilnehmer aus Bayern

In dem Workshop „Störungen haben Vorrang!“ – „Schicksalsschläge auch“ befasste sich die erfahrene Sozialpädagogin Karin Büchel mit dem Prinzip des Konzeptes von Ruth Cohen, der „Themenzentrierten Interaktion“(TZI,)

Karin Büchel nutzte Elemente aus ihrem Sozialpädagogischen Bereich und ihrer Arbeit mit Betroffenen um u.a. auf die Wichtigkeit der richtigen Form der Selbsthilfe und der besonders wichtigen themenzentrierten Kommunikation einzugehen. An Beispielen hat sie in ihrem Workshop mit den Teilnehmern Kommunikationsregeln geübt. Hierdurch sollten angestaute Wut und Aggression bekämpft werden, und ein respektvoller Umgang mit anderen Menschen wurde trainiert.

So erläuterte Karin Büchel die Gesprächsführung nach der TZI, die Psychodynamik, die zur Auflösung psychischer Vorgänge als Reaktion bestimmter innerer und äußerer Ereignisse und Einflüsse eingeht. Die Psychodynamik befasst sich mit der Lehre vom Wirken innerseelischer Kräfte im Menschen, ähnlich wie bei der Dynamik in den physikalischen Gesetzen. Wie reagiert also die Psyche des Menschen auf traumatische Ereignisse und Vorfälle. Zu der Gesprächsführung haben wir eine Art Leitfaden erhalten und Übungen in kleinen Gruppen durchgeführt. Gerade diese Übungen und das Wissen zu einer richtigen Gesprächsführung ist für unsere Selbsthilfegruppe wichtig, um Retraumatisierungen, psychische Verletzungen und Belastungen während des Gruppengespräches zu vermeiden. Um sensibler und achtsamer im Gespräch miteinander umzugehen.

3-teilige ANUAS Seminarreihe: 3. Tag am 29.11.2023

Galerie und Bericht der Teilnehmer

Bericht der Teilnehmer aus Bayern

Bei den Weiterbildungen vom 29.11.2023 von Axel Petermann und Dr. Manfred Lukaschewski ging es um Ermittlungsarbeit, sowie den Austausch zwischen Fachkompetenz (Kriminalbeamten) und den Betroffenen. Also ein Austausch zwischen Betroffenenkompetenz und Fachkompetenz. Die Polizei soll dadurch für den Umgang mit uns Betroffenen sensibilisiert werden, um unter anderem Retraumatisierungen und weitere psychische Belastungen für die Betroffenen zu vermeiden.

In dem Austausch ging es uns Betroffenen ebenfalls darum, aufzuzeigen, wie es uns mit dem Umgang der Beamten mit uns geht, welche psychischen und gesundheitlichen Auswirkungen kann eine Ermittlungsarbeit haben. Für uns war es wichtig, zu wissen, wie die Polizei überhaupt ermittelt, um das Geschehene besser zu verarbeiten. Diese Form der Hilfe zur Selbsthilfe wurde von allen betroffenen Teilnehmern der Bundesrepublik als positiv und wichtig eingeschätzt.